ANHALONIUM Ferme Bio Eco
Projekt zur Erhaltung und Entwicklung von Maisvarietäten im biologischen Landbau
 
Evolution / Selektion
. Selektion in der Maiskultur down
Maiskoerner
     

Selektion in der Maiskultur

 
up art. Einleitung up down
 

Nach der Entwicklung vom Jäger und Sammler zum Bauern selektionierte der Mensch bis heute, das verwendete Saatgut immer bewusster und gezielter (Domestizier-Syndrom, Mendelsche Vererbungslehre, Entdeckung der Hybridisierung, Gentechnik). Mehr als 20'000 Einzelfunde von prähistorischem Mais in Sedimentschichten aus Fledermausgrotten in Nord- und Südamerika erlauben es, die Maisentwicklung für die Zeit in welcher die Grotten von Menschen bewohnt wurden zu rekonstruieren. Über die Hälfte der Funde sind Kolbenschäfte, aber auch Körner, Spathen und Quasten (männliche Blütenstände) wurden entdeckt. Je älter die untersuchte Schicht, desto kleiner waren die gefundenen Kolbenschäfte. Die ältesten Kölbchen sind 7'000 Jahre alt, zwischen 19 und 25 mm lang und besitzen meistens 8 Körnerreihen. Vor 5'000 Jahren waren die Kölbchen 7 cm lang; vor 2'000 gab es schon 10 cm lange Kolben, dabei entwickelte sich die Grösse der Körner entsprechend. Die fossilen Pflanzen gleichen meist den heutigen und besitzen einen Stängel, teilweise aber auch Seitentriebe wie die wilden Gräser oder die Teosinte. Das Wurzelsystem gleicht sehr dem des heutigen Mais. Überreste von Kulturgütern wie Keramiken, Statuetten, Schmuckstücken und Fresken zeigen historische Abbildungen von Maispflanzen und Kolben, welche die Entwicklung der Maispflanze zusätzlich dokumentieren.

Das Vorkommen von heutigen (indigenen) Varietäten, welche den prähistorischen in erstaunlichem Masse gleichen (z.B. ‚Nal Tel‘, ein zapotekischer Maistyp aus Mexiko) deutet darauf hin, dass der Mais aus Peru stammt und sich anschliessend nach Mexiko ausbreitete und nicht umgekehrt (Mangelsdorf 1974). Um 500 v. Chr. existierten die sieben primitiven Maistypen bereits (spätere Convarietäten; siehe Tabelle 9, S. 179, "Fabuleux Maïs", J. P. Gay: "Les sept types de maïs primitif (500 avant J.C.) d’aprés Robert Mck Bird 1980").

 
up art. 5'000 Jahre traditionelle Auslese up down
 

Die amerikanischen, vorkolumbianischen Kulturen existierten bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Jahrhundertelang wurde Mais traditionell kultiviert und verehrt. Die schönsten Kolben wurden den Göttern geweiht und dienten anschliessend als Saatgut. Diese Art der Auslese bewirkte eine grosse Vielfalt von Varietäten (mindestens 200, schon zur Zeit der Conquista). In Mittel- und Südamerika durchmischten sich Indianer und Iberer. In der Folge wurde die Maiskultur auch in Europa bekannt. In Nordamerika versuchten die Eroberer die einheimische, von der Maisernte abhängige Bevölkerung zu vertreiben. Verzweifelte griffen die Weissen an, die Flüchtigen hungerten den Winter über in den Bergen; - (Anfang 19. Jahrhundert).

Der nach Europa ausgeführte Mais passte sich schnell an die veränderten Bedingungen an. Selektion und durch Reisende neu eingeführtes Saatgut, beeinflussten seine Entwicklung. So entstanden mit der Zeit die europäischen Landsorten, an deren klingende Namen sich ältere Landwirte noch heute erinnern: ‚Jaune d’Alsace‘, ‚Grand Roux Basque‘, ‚Millette du Lauragais‘, ‚Doré de Gomer‘, etc.

Die von den Landwirten bis Mitte des letzten Jahrhunderts praktizierte Selektion war die gleiche, wie sie die Indianer schon seit tausenden von Jahren unterhielten: Die schönsten Kolben wurden sorgfältig getrocknet, aufbewahrt und als Saatgut verwendet. Nach 6‘500 Jahren, zur Zeit der spanischen Eroberer waren die grössten Entwicklungsschritte beim Mais vollzogen. Was danach, bis zur Entdeckung der Hybriden geschah, erscheint unwichtig. Die heute bekannten Maistypen (Convarietäten) wurden schon von den Indianern vor der Conquista kultiviert. Alle können sich untereinander kreuzen und werden in eine einzige Unterart Zea mays ssp. mays eingeteilt.

 
up art. Selektion aus der Menge (Selection massale) up down
 

Die schönsten geernteten Kolben werden sorgfältig getrocknet, unerreichbar für Schädlinge aufbewahrt und die Körner davon als Saatgut verwendet. Mehr als 15 Generationen europäische Landwirte praktizierten dieses Auswahlverfahren, dabei entstanden viele lokale Maissorten (siehe Tabelle 10, S. 194, "Fabuleux Maïs", J. P. Gay: "Principales populations françaises referencées en 1930"). Einfach vererbbare Eigenschaften wie eine bestimmte Farbe der Körner, Standfestigkeit, Frühreife oder Krankheitsresitenzen können so leicht erreicht werden, jedoch lässt sich die Ertragsmenge zu wenig gezielt verbessern.

 
up art. Kolben oder Körner selektionieren? up down
 

Der Nachteil, dass bei der Selektion aus der Menge, der weibliche Elternteil (durch Selbstbefruchtungen, Geschlechts- spezifische Eigenschaften und Dominanzen) begünsigt wird, kann dadurch vermindert werden, dass die Körner aus möglichst vielen, schön ausgebildeten Kolben ausgewählt werden. Folgendes Beispiel illustriert eine typische Kolbenselektion:

Anfangs 20. Jahrhundert wurde in der Maisregion der grossen Seen in den USA, ein Preis von 140 $ für den Landwirten mit dem schönsten Maisbouquet ausgesetzt. Jeweils 10 Kolben wurden bewertet; jeder zwischen 28.5 und 31 cm lang und mit 18 bis 20 Körnerreihen. Eine Expertenjury krönte den Gewinner, dessen Varietät damit gefragter und häufiger kultiviert wurde.*1

Diese Art der Selektion bewirkte eine gewisse Uniformität bei den damals verbreiteten Varietäten.

 
up art. Kreuzung von zwei Varietäten up down
 

Das Saatgut zweier Varietäten wird in der gleichen Parzelle kultiviert. Man lässt die Pflanzen offen abblühen und verwendet die daraus entstehende Ernte. Diese Technik ist uralt und wurde schon von den amerikanischen Ureinwohnern praktiziert. Es bestanden immer wieder Anreize, die entstandenen Varietäten zu mischen. Vielleicht haben religiöse Zeremonien die Verwendung von verschiedenfarbigen Kolben verlangt und es wurden zwei unifarbene Varietäten gekreuzt. Dabei stellte sich, nicht durchwegs aber oft, sogenannter "hybrider Geilwuchs" ein, welcher den Ertrag deutlich erhöhte. Je reinerbiger (homozygoter) eine Population, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Hybriden bildeten, die gezielte Hybridisierung wurde erst später bekannt und systematisch produziert (Richard Bradley 1743).

 
up art. Künstliche Varietäten (Synthetics) up down
 

Sie entstehen durch Kreuzung von (mindestens 5 Inzucht-) Linien. Sie müssen nicht zwingend homozygot (reinerbig) sein. Sie werden in der Regel auf Grund einer einzigen Eigenschaft wie Frühreife, Produktivität, Krankheitsresistenz gewählt. Künstliche Varietäten (Synthetics) sind etwas weniger produktiv als Einfach-, Doppel- oder Dreiweg-Hybriden, aber sie können dagegen direkt vom Landwirten produziert werden. Synthetics im Vergleich zu Hybriden:

  • sind einfach herzustellen
  • lassen sich entwickeln
  • passen sich leichter an
  • sind genetisch breiter gefächert

Die wohl bekannteste Synthetic ist wohl die ‚I.S.S.S.‘ (Iowa Stiff Stalk Synthetic), aus welcher viele Inzuchtlinien gezogen wurden und deren Hybriden auch heute noch in Europa häufig angebaut werden (siehe auch unter Hybriden und Genbanken).

 
up art. Zusammengesetzte Varietäten (Composites) up down
 

Sie sind den Synthetics ähnlich, bestehen jedoch aus einer grösseren Anzahl von verschiedenem Ausgangssaatgut. Dabei werden Inzuchtlinien, Hybriden und Varietäten untereinander gekreuzt, um breit gefächertes Auslese-Saatgut (Ausgangsmaterial) zu erhalten. In aller Regel werden für Synthetics Inzuchtlinien, für die Composites jedoch möglichst heterozygotes Saatgut zur unkontrollierten Kreuzung verwendet.

 
up art. Methode "Kolben in die Reihe" (épis à la ligne) up down
 

Die Auslese bezieht sich nicht spekulativ auf die Pflanze selbst, sondern evaluativ auf ihre Nachkommen. Aus einer ersten Kultur werden einige Kolben mit den erwünschten Eigenschaften ausgewählt. Im zweiten Jahr werden Körner von jeweils einem Kolben innerhalb der gleichen Pflanzreihe angeordnet (Testkultur). Im dritten Jahr verwendet man das ursprüngliche Saatgut derjenigen Kolben, welche im zweiten Jahr die besten Resultate anzeigten. Diese Methode steht am Übergang zu den modernen Methoden, welche nicht ohne kontrollierte Bestäubung (mittels Spezialtüten für Quasten und Kolben) auskommen.

Besonders geeignet ist diese Art der Auslese für die Verbesserung von Eigenschaften wie Frühreife, Grösse und Farbe der Körner, Standfestigkeit, Höhe der Kolbenansatzstelle (leicht vererbbare Eigenschaften). Sie kann Jahr für Jahr fortgeführt werden, indem man jedes Jahr eine neue Auswahl der Pflanzen in den besten Reihen trifft. Die Methode wurde seit 1898 in einer Forschungsstation in Illinois USA untersucht. In 50 aufeinander folgenden Generationen (Jahre) wurde versucht, den Öl- und den Eiweissgehalt von Maiskörnern zu verbessern. Das Ausgangssaatgut enthielt im Mittel 4.7 % Öl und 10.9 % Eiweiss. Nach 50 Jahren Selektion entstanden eine ölreiche Population (16.6 %) und eine ölarme (0.4 %); ebenso entstanden eine eiweissreiche Population (26.6 %) und eine eiweissarme (4.4 %). Diese beeindruckenden Zahlen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Verlaufe dieser Prozedur der Ertrag ständig sank und das Saatgut schliesslich nicht mehr kommerziell hätte verwendet werden können.

 
up art. Rückläufige und reziprok rückläufige Selektion up down
 

Sie stellen eine Verfeinerung der Methode "Kolben in die Reihe", u.a. mittels kotrollierter Selbst- und Fremdbestäubung dar. Sie wurden erstmals ab 1940 vom Amerikaner Jenkins angewandt und bechrieben. Pflanzen von zwei Ausgansstämmen (Populationen, Varietäten oder Synthetics) werden, sowohl untereinander gekreutzt, wie auch künstlich selbstbefruchtet. Im zweiten Jahr werden die Hybriden untereinander verglichen und die interessantesten Pflanzen ausgelesen. Im dritten Jahr werden die Pflanzen, welche im zweiten Jahr die besten Resultate brachten, zusammen mit selbstbestäubten Pflanzen "in die Reihe" gesäät. Mit dieser, nach der dritten Kultur erhaltenen Saatgutmischung beginnt der Zyklus von neuem. Dieses Procedere sollte nach 4 bis 6 Jahren zu einer "Verbesserung" der genetischen Basis der Population führen (bei der reziprok rückläufigen Selektion sind es zwei Populationen). Gleichzeitig kann mit einer oder zwei Inzucht-Linien begonnen werden. *2

 
Herstellung von Inzuchtlinien
 
up art. Standardmethode up down
 

Im ersten Jahr werden in einer offen abblühenden Population einige (z.B. 100) Pflanzen künstlich selbstbestäubt. Im zweiten Jahr werden 10 — 30 Körner von jedem selbstbefruchteten Kolben in eine Reihe gesäät. Drei bis 5 Pflanzen pro Reihe werden künstlich selbstbefruchtet und eine Auslese erfolgt bei der Ernte. Vom dritten bis 7. Jahr werden die Körner der schönsten (selbstbefruchteten) Kolben wieder "in die Reihe" gesäät und die jeweils interessantesten Pflanzen, künstlich selbstbestäubt. Die Auslese betrifft nun die schönsten Pflanzreihen, von welchen 1 bis 3 (künstlich selbstbestäubte) Kolben ausgelesen werden. Nach etwa fünf bis sieben Jahren ist die Inzuchtlinie ausreichend homozygot.

 
up art. Single Hill up down
 

Sie ähnelt der Standard-Methode, der Selektionsdruck ist aber ausgeprägter. Von jeder Generation werden nur wenige Kolben aufbewahrt.

 
up art. Sib Mating up down
 

Beschreibung dieser Selektionsmethode unter Bestäubung und Befruchtung. Hier dauert es drei mal länger, also mindestens 20 Jahre oder Generationen, bis die Inzuchtlinie genügend homozygot wird. *3

 
up art. Selektion aus grossen Populationen up down
 

Sie ist einfach, schnell und wirkungsvoll, wenn die gewünschten Eigenschaften (Selektionskriterien) in der Varietät vorkommen, trotzdem wird sie selten angewendet. Die Pflanzen mit erwünschten Eigenschaften werden ausgelesen... Ihr Saatgut kann als Ausgangslage für eine neue Inzuchtlinie verwendet werden. *4

 
up art. Rückkreuzung (back-cross) up down
 

Zwei Linien werden im ersten Jahr untereinander gekreuzt. Die Nachkommen werden im folgenden Jahr mit Pollen der ersten Linie, welche man erhalten oder verbessern möchte, gekreuzt. Die zweite besitzt interessante, leicht vererbare Eigenschaften, welche man der ersten hinzufügen will. Das Verfahren wird einige Jahre wiederholt. *5

 
Selektionskriterien
 
up art. Produktivität up down
 

Wo Mais als Cash-Crop (Produktion für den Welthandel) dient, ist die Produktivität das allererste Selektionskriterium. Die Verdoppelung der Ernteerträge seit der Einführung der Hybriden, wie auch deren "genetischer Fortschritt" von 1-2% Mehrertrag pro Jahr, sind nicht nur den modernen Selektionsmethoden zu verdanken. Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, sowie dadurch ermöglichter, extrem dichter Pflanzenbestand heflfen da mit.

Im biologischen Anbau, wo eine gute, lebendige Bodenstruktur angestrebt wird, macht der propagierte Mehrertrag der Hybriden massiv weniger aus.

 
up art. Frühreife up down
 

Sie ist vor allem in sogenannten Grenzlagen wichtig, wo zum Beispiel kurze Sommer die Vegetationsperiode beschränken. Für Hybriden gilt: Je früreifer, desto geringer der Ertrag. Für Landmaisvarietäten gilt diese Regel nicht unbedingt. Hier spielen Bodenbeschaffenheit, Anpassung und grössere Unterschiede der Varietäten eine wichtige Rolle. Kommerzielle Hybriden erreichen nicht die extreme Frühreife von Varietäten wie 'Painted Mountain','Asworth', 'Gaspe', usw. Zur Förderung der Frühreife einer Varietät, werden jeweils die zuerst ausgereiften Kolben geerntet.

 
up art. Standfestigkeit up down
 

Die Standfestigkeit ist ein wichtiges Selektionskriterium, da der Ertrag, wie auch die Qualität der Ernte, sich vermindern, wenn die Pflanzen niedergedrückt werden: Befinden sich die Kolben in allzu grosser Bodennähe, werden sie umso mehr von Mäusen gefressen, zudem bewirkt erhöhte Feuchtigkeit Schimmel oder ein vorzeitiges Keimen der Körner an den Kolben. Auch der zeitliche Aufwand für die Ernte kann sich beträchtlich vergrössern. Ursachen für eine reduzierte Standfestigkeit kann ein genetisch bedingt zu schwach entwickeltes Wurzelsystem, oder auch die Schwächung der Pflanze durch ungünstige Umwelteinflüsse sein. Bei der Saatgut-Ernte sollten Kolben von möglichst standfesten Pflanzen bevorzugt werden.

 
up art. Krankheitsresistenz up down
 

Sie ist durch Selektion (der gesunden Pflanze bei der Ente) kaum zu erzielen, wohl aber durch eine Varietäten-gerechte, biologische Kultur, bei guter Bodenstruktur, genügend Wärme und Feuchtigkeit. Die Widerstandsfähigkeit einer Pflanze ist ein wichtiger Zeiger der Anpassung einer Varietät an die sich verändernden Kulturmethoden und Umweltbedingungen. Zu dicht stehende Pflanzen sind krankheits- und schädlingsanfällig.

Einzelne Krankheiten und Schädlinge können durch gentechnische Verfahren, im besten Fall kurzfristig, durch "Einschleusen von Resistenz-Genen" bekämpft werden (z.B. Bt-Mais). Was dieser Ansatz im ganzheitlichen Zusammenhang bewirken könnte, lässt sich nur befürchten, worum es dabei geht, illustriert Goethe im folgenden Gedicht:

Müsset im Naturbetrachten.
Immer eins wie alles achten:
Nichts ist drinnen, nichts ist draussen.
Denn was innen, das ist aussen.
So ergreifet ohne Säumnis.
Heilig öffentlich Geheimnis.

 
up art. Anzahl Kolben pro Pflanze up down
 

Moderne Hybriden entwickeln in der Regel einen einzigen Kolben, bei guten Bedingungen sind es oft zwei. Die Fähigkeit, mehrere Kolben zu erzeugen ist zum Teil genetisch bestimmt, hängt aber stark von Kultur- und Umweltbedingungen ab. Es ist uns schon gelungen, Pflanzen mit sieben Kolben pro Stängel zu ernten ('Violet-White Mix'). Bei der Varietät 'Blue Cuties' sind fünf Kolben pro Pflanze keine Seltenheit, bei den ursprünglichen Popcorn-Varietäten ('Long Pop','Sanguine Pop', etc.) entwickeln die Pflanzen 2 - 5 Stängel mit je 1 - 3 Kolben.

 
up art. Andere Selektionskriterien up down
 

  • Eiweiss- oder Öl-Gehalt der Körner, siehe oben: Die Methode "Kolben in die Reihe"
  • Eignung als Silo- und Mastfutter
  • Eignung für mechanisierten Anbau (spez. Erntemethoden)

Allen Selektionskriterien zum Trotz, gibt es viele Faktoren, welche die Entwicklung einer Varietät nachhaltig beeinflussen: Verwendung der Blätter und anderer "Nebenprodukte", Einfluss von Kultur-Methoden und Soziokultur. Dies wird in der Diskussion um Biodiversität und Sortenvielfalt, bedauerlicherweise nur allzu oft vernachlässigt.

 
up art. Interspezifische Selektion up down
 

Folgende erfolgreiche Kreuzungen von Mais mit verwandten Arten sind bekannt:

  • Mais X Rayanagras (Teosinte)
    Der Mais soll einfach kreuzbar mit Rayanagras sein, falls die Kreuzung auf einer Maispflanze stattfindet. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass die Maisseide für die kleinen Pollenkörner des Rayanagrases zu lang sind. Wird dem Mais die Seide jedoch auf Rayanagras-Seidenlänge geschnitten, erleichtert dies eine Befruchtung. Kreuzungen bei urtümlichen Varietäten (Popcorn) mit entsprechend kürzeren Seiden, kommen spontan vor und gelingen leichter. Es soll möglichst kein eigener oder fremder Maispollen auf die Maisseide kommen. Selten gelangen auch Kreuzungen Mais X mehrjähriges Rayanagras (Teosinte).
     
  • Mais X Gamagras (Gamagras X Mais)
    sind unter Laborbedingungen gekreuzt worden. Die entstandenen Hybriden entwickelten jedoch sterilen Pollen, dies auch nach mehreren Rückkreuzungen mit Mais. Noch schwieriger zu kreuzen ist Gamagras mit Mais (Bestäubung erfolgt auf dem Gamagras). Kreuzungen von Gamagras mit Rayanagras wurden realisiert, die Nachkommen blieben jedoch steril.
     
  • Mais X Hiobsträne
     
  • Mais X Zuckerrohr
    Im Gegenteil zu Gamagras X Mais, wurde Mais erfolgreich mit Zuckerrohr gekreuzt, jedoch ohne die mit dem Versuch verbundenen, kommerziellen Absichten zu erfüllen.

 
up art. Schlusswort up down
 

Die hier kurz dargestellten Selektionsmethoden erlauben es jedem Gärtner oder Kleinbauern, jeder Talschaft oder agrikultureller Cooperative ihre eigenen, angepassten Maisvarietäten zu kultivieren und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des heute akut bedrohten, unschätzbaren kulturellen Erbgutes zu leisten. Neue Saatgutverordnungen, der Ternd zu Monopolen im Saatguthandel, Bedrohung durch getechnisch veränderte Organismen sind diesbezüglich echte Hindernisse und lassen die schlimmsten Befürchtungen zu.

 
  Fussnoten (1, 2, 3, 4, 5)  
 
up art.

1 Dabei wurden noch einzelne Pflanzen prämiert. Die modernen Hybriden bilden kaum mehr so eindrucksvolle Fruchtstände. Diese fantastischen Resultate wurden mit der damals konventionellen Landwirtschaft erzielt. Diese war "biologisch", erhielt aber diesen Titel erst später angesichts der Monstrositäten in der heutigen Agrikultur. Die vielgepriesene Verdoppelung der Hektarerträge seit der Einführung der Hybriden, begründet sich vielmehr auf den gleichzeitig beginnenden und immer weiter intensivierten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, welche es erlauben mehr als doppelt so dicht auszusääen. Dies auf Kosten von natürlichen Ressourcen und mit den bekannten katastophalen Folgen für Ökolgie, Umwelt und den Menschen (Mechanisierung der Landwirtschaft, Bodenerosion, Reduktion der Biodiversität, Zerstörung der Produktions- und Lebensräume, Treibhauseffekt, etc.).

up down

 
up art.

2 Der Gärtner oder Landwirt mit dem "Züchter-Blick" praktiziert wohl eher eine "Selektion aus der Masse" oder setzt auf die Hybridisierung zweier Varietäten. Die bessere Anpassungsfähigkeit selbst erzeugter Kreuzungen an lokale Verhältnisse rechtfertigen oft eine eventuell geringere Ausprägung des "hybriden Geilwuchses" gegenüber kommerziellem, hybridem Saatgut.
Zurück zu Abschnitt: Rückläufige und reziprok rückläufige Selektion

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up art.

3 Da wir als Kleinbauern oder Gärtner nur mit wenigen Pflanzen pro Varietät arbeiten besteht die "Gefahr", dass die zu erhaltende Varietät mit den Jahren in eine Inzuchtlinie "abgleitet". Diese Gefahr ist latent da vorhanden, wo ausschliesslich die Konservierung einer Varietät angestrebt wird, z.B. auch in Samenbanken. Wir versuchen dieses Phänomen zu mildern oder zu verzögern, indem wir:

    • die Pflanzen offen abblühen lassen (fremde Gensquenzen, welche den Charakter einer Varietät nicht beeinträchtigen, sind uns willkommen).
    • die Varietäten nicht fortlaufend in den gleichen Parzellen kultivieren und dazu unterschiedlich düngen, mal mit Mist, mal mit Kompostgaben.
    • in anderen Gärten angebaute Pflanzen der gleichen Varietät in unsere Populationen einkreuzen.
    • Das sogenannte "Back Cross"-Verfahren anwenden, welches auch zur genetischen Verbesserung von Inzuchtlinien dient.
Zurück zu Abschnitt: Sib Mating

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up art.

4 Wenn immer sich eine Möglichkeit ergibt, aus einer fremden Ernte auslesen zu dürfen (z.B. auf einem Herbstmarkt, bei der nachbarlichen Erntehilfe) nutzen wir die Möglichkeit, unsere entsprechende Population genetisch zu bereichern (siehe auch unter Sib-Mating).
Zurück zu Abschnitt: Selektion aus grossen Populationen

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art.

5 Kommerzionelle Saatgut-Multis wenden hier die Papiersack-Methode an, Gärtner und Kleinbauern mischen ihr Saatgut sorgfältig vor der Aussaat!
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